„Beim Kofferpacken für die letzte Reise erlebte ich sehr emotionale Momente und mir wurde bewusst, wie endlich das Leben ist“, erzählt beispielsweise die Geschäftsführerin der Messe Dornbirn, Sabine Tichy-Treimel, dass die Anfrage zur Teilnahme an der Ausstellung in ihr einiges bewegt habe. Und auch ins Bewusstsein gerufen hat: „Wir sollten viel öfter danken für das Leben, für das was wir haben, für die Menschen um uns herum, die wir lieben.“
Auch ORF-Moderatorin Kerstin Polzer packte symbolisch ihren Koffer für ihre letzte Reise. „Es ist spannend über die eigene, letzte Reise nachzudenken und darüber, was man wirklich braucht. Eigentlich gar nichts. Wir kommen ohne etwas und wir gehen ohne etwas. Alle Erinnerungen sind gespeichert, alle Erfahrungen sind gemacht. Der Tod gehört zum Leben, da führt kein Weg vorbei. Ich hoffe, ich darf noch ein bisschen bleiben. Aber wenn es soweit ist, wünsche ich mir, dass sich all meine Energien bündeln können und zu einer großen Ruhe zusammenfinden. Dass ein Gefühl von Zufriedenheit da ist und die Energie, die Seele, weiterziehen darf.“
In die Seele eingeschrieben
Seinen Koffer leer gelassen hat hingegen der langjährige Leiter von Hospiz Vorarlberg, Karl Bitschnau: „Ich kann und will nichts mitnehmen, aber ich will in Dankbarkeit auf das zurückblicken, was war. Wer mir wichtig ist, hat sich in meine Seele eingeschrieben.“
Und Johanna Hefel, Professorin an der Fachhochschule Vorarlberg: „Ich betrachte Geburt und Tod als zentrale Lebensereignisse, die unsere Existenz in dieser Welt rahmen. Ich bin zutiefst dankbar für mein Leben, für jeden einzelnen Tag, denn es kann jederzeit zu Ende sein.“
Ein Leitgedanke, den wohl viele Menschen kopfnickend bestätigen würden, hat Musiker Philipp Lingg gefunden: „Kommen und gehen und nicht verstehen.“ Er würde sich wünschen, dass man zumindest die Erinnerung in eine andere Welt mitnehmen kann.
Bei der vom Ensemble stimm.art musikalisch umrahmten Vernissage in der voll besetzten Kapelle des Krankenhaus Dornbirn erklärten Alfons Meindl vom Seelsorgeraum Dornbirn und Moderatorin Margaritha Matt, wie die Ausstellung entstanden ist: „Es war eine Doku über ein ähnliches Kunstprojekt des zwischenzeitlich verstorbenen deutschen Bestatters Fritz Roth, die mich nicht mehr losgelassen hat“, erzählt Alfons Meindl. Die Idee stieß auf ein positives Echo, ihren „Koffer für die letzte Reise“ packten über die Sommermonate unter anderem auch Sarah Bechter, Dominik Toplek, Irene Christof, Silvia Mähr, Wilfried Blum, Elke Maria Riedmann, Michaela Müller, Sigi Krassnig, Nico Kantner, Bertram Ladner, Beatrice Längle-Hagen, Michael Meyer, Ana Lucia Natter, Matthias Neustädter, Sophia Rettenbacher, Walter Schmolly, Martin Fenkart, Ulrike Metzler, Petra Rainer und Tuba Çalim. „Mit diesem Kunstprojekt möchten wir einen neuen Zugang zum Thema Sterben schaffen und die Vergänglichkeit enttabuisieren“, so Margaritha Matt, Hospiz-Koordinatorin im Raum Dornbirn. „Die Besucher*innen sollen dazu ermutigt werden, sich Gedanken darüber zu machen, was sie in ihren persönlichen Koffer packen würden.“ Im Anschluss an die Vernissage nutzten unter anderem Verwaltungsdirektor Peter Neier, die Seelsorger Elmar Simma und Jürgen Mathis, Trauerbegleiterin Caroline Stückler, Cornelia Matt und Corinna Albrecht (Kaplan Bonetti) sowie Fritz Ortner (Kulturhaus Dornbirn) die
Gelegenheit zum Austausch.
Die Ausstellung ist noch bis 17. November, während der Besuchszeiten, öffentlich in der Kapelle des Krankenhaus Dornbirn zugänglich. Gleichzeitig ist auch die Wanderausstellung „Leben bis zuletzt“, die anlässlich des 30-jährigen Bestehens von Hospiz Vorarlberg seit Anfang des Jahres durch Vorarlberg tourt, zu sehen.